Stephan Porombka ist der Professor, bei dem ich wirklich gern einmal eine Vorlesung besuchen würde. Ich lese alle seine Tweets, like seine Bilder auf Instagram und schmunzle über seine Kolumne „Professors Praxis“ in der Zeit. Manchmal erschrecke ich dabei über mich selbst. Mir würde nie im Traum einfallen, einen meiner Professoren in Chemnitz digital so zu stalken. Ich bin ein Porombka-Fangirl und gerade deshalb musste ich auch unbedingt sein neues Buch „Es ist Liebe“ lesen.
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Die Liebe in den Zeiten der Digitalisierung
Stephan Porombka schreibt nicht einfach Sachbücher oder Romane. Er schreibt Experimente und interaktive Bücher. „Es ist Liebe“ handelt von der Liebe über Smartphones und dem Beginn einer neuen Romantik. Lange Liebesbriefe auf Papier werden nicht mehr geschrieben, aber das bedeutet noch längst nicht, dass es damit keine Liebe oder Romantik mehr gibt. Es ist nicht das Ende der Kultur! Liebe drückt sich jetzt anders aus – durch die kleinen Textnachrichten meines Freundes über Whatsapp oder die niedlichen Tierbilder, die meine Freundin immer auf Facebook mit mir teilt. Durch das Smartphone sind plötzlich ganz andere und neue Geschichten möglich.
Diese neuen Geschichten von der Liebe, die wir uns erzählen können, sind viel interessanter als die großen pessimistischen Thesen. Weil diese Geschichten von Details berichten, von Kleinigkeiten, von Absonderlichkeiten, von kleinen Bewegungen und Wendungen, die wir so noch gar nicht kannten.
(Aus: „Es ist Liebe“ von Stephan Porombka, Seite 45 f.)
Mit „Es ist Liebe“ kämpft Stephan Porombka gegen den Kulturpessimismus und dagegen, dass die Digitalisierung alles zerstört, was kulturell wertvoll ist. Denn das stimmt nicht, Digitalisierung verändert bloß die Kultur, sie zerstört sie nicht. Deshalb rät Stephan Porombka großzügig, dass man von Leuten, die das nicht verstehen, einfach weggehen sollte. Gerade wenn diese Pessimisten noch nie selbst mit dem Smartphone, Facebook oder Tinder experimentiert haben und einfach so ihre Weisheiten mit der Welt teilen ohne sich wirklich informiert zu haben.
Es ist Liebe
Dieses Buch ist eine Anleitung, wie man die Liebe in Zeiten der Digitalisierung begreifen kann. Stephan Porombka schlägt immer wieder Dinge vor, die man doch einmal ausprobieren sollte. Er ruft zum Mitmachen auf und das Buch selbst ist auch keine Prosaabhandlung in Fließtext ohne Absätze. Wichtige Erkenntnisse und Aufforderungen bekommen Platz eingeräumt – auf ganzen Seiten dürfen sie wirken. Das ist auch schön anzuschauen.
„Es ist Liebe“ ist so ungewöhnlich und überraschend, dass ich beim Lesen auch an mir selbst gezweifelt habe und dann wenige Seiten später wieder begeistert war. Manchmal dachte ich, Stephan Porombka denkt sich da gerade nur wieder einen weiteren grandiosen Quatsch aus und dann wieder, dass er mir eine völlig andere Seite meines Smartphones zeigt. Gerade deshalb glaube ich auch nicht, dass „Es ist Liebe“ jedem Leser gefallen wird, wohl aber denen, die immer auf der Suche nach neuen Lese- und Denkerlebnissen sind. Am besten liest sich das Buch, wenn man ganz offen ist, für das, was da kommt und sich einfach auf eine Entdeckungsreise zur Liebe begibt.
Stephan Porombka: Es ist Liebe. Hanser Verlag. ISBN 978-3446256705. 176 Seiten. 16,00 €.
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