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6 BUCHEMPFEHLUNGEN FÜR HEISSE SOMMERTAGE VON BLOGGER

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Allmählich beginnt die Urlaubszeit. Damit dir in deinen freien Tagen nicht der Lesestoff ausgeht, habe ich 6 Buchbloggerinnen und -blogger nach ihren Buchtipps für den Sommer gefragt:

So, und jetzt kommst du von Arno Frank

Manche realen Geschichten verdienen es, zu einem Roman zu werden, weil sie bereits für sich genommen romanhaft genug sind. Man muss wenig an ihnen verändern, eigentlich kaum etwas ausschmücken, man muss nur eine Sprache dafür finden. Arno Franks Vater verdient mit zwielichtigen Geschäften und Schiebereien das Geld für die Familie. Jeden Tag, sagt er, „steht ein Dummer auf“. Und weil das ein Naturgesetz ist, braucht es nur noch einen Klugen, der sich an dieser vermeintlichen Dummheit bereichert. Als die Ermittlungsbehörden vor dem Haus der Franks stehen, beginnt die Flucht der Familie. Arno, seine Eltern und seine Geschwister brechen auf, zunächst nach Frankreich, dann nach Portugal. Immer in der Hoffnung, dass der vom Vater versprochene Reichtum nun endlich kommt, nichts von den kriminellen Umtrieben ahnend. Arno Frank weiß mit einschneidenden Szenen und prägnanten Bildern die Wunden der Familie, nicht etwa bloß die eigenen, bloßzulegen. Er tut das mit Humor, mit einem geschärften Sinn für’s Absurde genauso wie für’s Tragische. Es ist ein mitreißendes und intensives Buch aus dem kindlichen Schmerz geworden.

Dieser Roman wird dir von Sophie („Literaturen“) empfohlen.

Das Haus, das in den Wellen verschwand von Lucy Clarke

In „Das Haus, das in den Wellen verschwand“ begeben sich Lana und ihre Freundin Kitty auf Weltreise, um ihrer Heimat England zu entfliehen. Unterwegs begegnen sie einer kleinen Gruppe Globetrottern, die mit ihrer Jacht „The Blue“ nach Neuseeland reisen wollen. Die beiden schließen sich der Gruppe an und für sie beginnt die wohl aufregendste Zeit ihres Lebens. Schnell wird Lana jedoch klar, dass an Bord nicht immer nur die Sonne scheint und jeder seine ganz persönlichen Geheimnisse mit sich trägt.

„Das Haus, das in den Wellen verschwand“ ist eine Geschichte, die jeder unbedingt für sich selbst entdecken sollte. Man reist zusammen mit Lana und den restlichen Crewmitgliedern von den Philippinen nach Neuseeland und entdeckt dabei wunderschöne Inseln sowie traumhafte Strände und Badebuchten. Selbst als Leser fühlt man sich hier wie im Paradies und spürt das Salzwasser auf der Haut. Doch auch das Paradies hat seine Grenzen, denn durch ein dramatisches Ereignis wird aus Freiheit plötzlich Misstrauen. Der Verrat lauert an jeder Ecke.

Das Zusammenspiel von interessanteren Charakteren, faszinierenden Orten und mysteriösen Geheimnissen harmoniert hier perfekt. Durch diese Kombination schafft Lucy Clarke es den Leser in den Bann zu ziehen, bis dieser alle Geheimnisse entschlüsselt hat.

‚Reisen muss kein Urlaub vom Leben sein‘, sagte er. ‚Eigentlich ist es eine Gelegenheit, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich zu überlegen, was man eigentlich möchte.

[S.157]

Ela („literaturliebe“) empfiehlt dir diesen Roman.

© Literaturliebe

Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod von Gerhard Jäger

„Der Schnee, das Feuer, die Schuld und der Tod“ von Gerhard Jäger ist ein wunderbar komponierter Roman mit verschiedenen Zeit- und Erzählebenen. Um was geht es? Der achtzigjährige Witwer und Ich-Erzähler John Miller fliegt im Jahr 2006 von den USA nach Österreich, um am Ende seines Lebens einem dunklen Familiengeheimnis nachzugehen. Mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor war sein Cousin Max Schreiber in einem abgelegenen Alpendorf verschwunden. Es war im Lawinenwinter 1951, als der Schnee mit solch einer Gewalt über die Bergwelt der Alpen hereinbrach, dass am Ende 265 Todesopfer zu beklagen waren. Die meisten kamen durch die vielen Lawinen um, die donnernd in die Täler hinabgekrachten. Die meisten, aber nicht alle. Und von Max Schreiber fehlt seitdem jede Spur. Das Einzige, was noch an ihn erinnert, ist ein Manuskript, das er hinterlassen hat. Das nach dem katastrophalen Winter gefunden wurde und seitdem im Innsbrucker Landesarchiv aufbewahrt wird. Dieses Manuskript möchte John Miller sich anschauen, um herauszufinden, was genau damals geschehen ist. Und so reisen wir zusammen mit dem Ich-Erzähler zurück in jenen katastrophalen Winter, treffen Max Schreiber in den Zeilen seiner Aufzeichnungen – und beginnen nach und nach zu verstehen.

Eine bildhafte, emotionale Sprache voller poetischer Wucht bringt uns dabei die Gefühle der Protagonisten sehr nahe. Sie gibt Einblick in eine archaische Bergwelt der beginnenden 5oer Jahre, eine Zeit, in die das uns heute so fern vorkommende 19. Jahrhundert noch deutlich hineinragte – die Alten des Dorfes sind alle in dieser fernen Zeit geboren, haben deren Wertvorstellungen verinnerlicht und weitergegeben. Gleich von Beginn an liegt eine bedrohliche Stimmung in der Luft, eine Stimmung, die sich zunehmend verdichten und im Lawinenchaos explodieren wird. Und der Schluss? Ist nahezu perfekt.

Diesen Roman empfiehlt dir Uwe Kalkowski, der Kaffeehaussitzer.

© Kaffeehaussitzer

Jack Engles Leben und Abenteuer von Walt Whitman

„Jack Engles Leben und Abenteuer“ scheint auf den ersten Blick kein typisches Buch zu sein, zu dem man greifen würde, wenn man eine Sommerlektüre sucht. Walt Whitman skizziert hier das Leben eines Waisenjungen, der von seinen Schwierigkeiten, von Intrigen, aber auch vom sprunghaften Leben erzählt und gleichzeitig die Hilfsbereitschaft der Menschen und deren Hoffnungen in den Vordergrund stellt. Ein kleines Buch, welches in kompakter Form viele schöne, interessante und auch unterhaltsame Aspekte aufgreift. Der Schreib- und Erzählstil erinnert ein wenig an seinen englischen Kollegen Charles Dickens, zugleich verspürt man aufgrund der Geschehnisse auch einen Hauch von „Sherlock Holmes“. Dennoch gibt es Charakteristika, die Walt Whitmans Text sicherlich wiederum davon abheben und speziell machen. Als Leser lässt man sich von dem Ich-Erzähler Jack Engle durch seine leichte, wenn auch sprunghafte Erzählweise einfach mittreiben. Das Buch wirkt nicht unnötig konzipiert (was es laut zusätzlichem Anhang scheinbar auch nicht gewesen ist) und scheint dennoch gerade das auszudrücken, was es möchte, nämlich, dass das Leben nicht immer vorhersehbar ist und der Protagonist, wie auch seine Begleiter davon das ein oder andere Mal überrascht werden. Ebenfalls erwähnenswert: Der Roman ist eine Wiederentdeckung, da er nach der Veröffentlichung (ca. 1852) nie wirklich zu Walt Whitman zurückgeführt wurde und durch die damalige Resonanz in Vergessenheit geriet.

Obwohl der Roman nicht am Strand oder ähnlichen Sommerkulissen spielt, war er für mich ein wunderbarer Begleiter an einem sonnenreichen Tag. Die Kompaktheit erlaubt es gerne einmal das Buch beiseitezulegen, sich ein Getränk oder eine andere Abkühlung zu besorgen und danach wieder in die unterhaltsame, aber auch nachdenkliche Geschichte einzutauchen. Es ist kein Buch, welches einen aufgrund seiner Länge oder auch seines Inhalts erschlägt, sodass es sich ganz schön an leichte Sommertage anpasst. Zudem lädt die sommerliche Zeit auch immer gerne dazu ein, Neues zu entdecken, umso passender, dass es sich hier eben um eine Geschichte handelt, die nach so langer Zeit wieder auf sich aufmerksam macht und nun auf eine neue Leserschaft hofft.

Dieser Klassiker wird dir von Karin („little words“) empfohlen.

© Little Words
Weiße Geister von Alice Greenway
Ende der 1960er Jahre ist Asien im Wandel und Hongkong eines der letzten Überbleibsel imperialistischen Expansionsstrebens. Mit aller Macht versuchen die Briten den Glanz vergangener Kolonialjahre am Leben zu erhalten. Frankie und Kate leben ein Leben, das es bald nicht mehr geben wird. Sie rebellieren und saugen gierig die immer noch fremde Welt ein. Hongkong ist der beste und schlechteste Ort zugleich für zwei pubertierende Mädchen.

Der gesellschaftliche Wandel bricht schließlich mit aller Wucht in ihren Alltag ein. Rebellion und selbst der Tod lauern überall und zu jeder Zeit. Kate verliert sich zunehmend in ihrer Empfindsamkeit während Frankie alle Grenzen überschreitet in ihrem Schrei nach Aufmerksamkeit. Angesichts des unumstößlichen Verrinnens der Kindheit entwickelt sich ein letzter gehetzter Versuch, Augenblicke zu schaffen, die zu Erinnerungen werden können.

Jeden Satz umgibt eine alles umwabernde Melancholie, die aus dem aussichtslosen Bemühen entsteht, die Zeit anhalten zu wollen. Als Leser tauche ich ein in eine aus den Fugen geratene Welt, an die mich klammern möchte. „Weiße Geister“ ist ein Buch, das man mit allen Sinnen liest und das einen unmöglich unbeteiligt zurücklässt. Dabei schreibt Greenway selbst die umwälzendsten Situationen leise, aber so dicht, dass an ein Beiseitelegen und Vergessen nicht zu denken ist.

Stefan („Schwarzaufweiß“) empfiehlt diesen Roman.

© Schwarzaufweiss
Everlasting von Holly-Jane Rahlens
Was macht für mich ein Sommerbuch aus? Es sollte eine erfrischende Geschichte beinhalten und mich unterhalten. Ein Gefühl von Entspannung soll es hervorrufen und sich für das Lesen im Park, am Strand oder an einem fernen Ort auf Reisen lesen lassen.Daher ist für mich ein optimales Sommerbuch „Everlasting“ von Holly-Jane Rahlens. Fern von allen Jugendbuchklischees entdeckt man mit dem in der Zukunft – im Jahr 2264 – lebenden Finn die Liebe neu, lernt Verlust kennen und die Willkür zukünftiger Experimente. Doch Finn gehört nicht zu den experimentierenden Wissenschaftlern, die die Zukunft gestalten, sondern er lebt in der Vergangenheit. Als Experte für die ausgestorbenen Sprachen – vor allem Deutsch – ist er für das Übersetzen langweiliger Texte zuständig und wird in seiner Arbeit nicht allzu ernst genommen. Doch dann wird ein altes Tagebuch gefunden, von dem sich die Wissenschaft einige neue Erkenntnisse über die Vergangenheit verspricht. Dafür wird jedoch Finns Hilfe gebraucht.

Aus den Händen konnte ich das Buch damals nicht legen. Für Finn empfand ich von der ersten bis zur letzten Seite tiefste Sympathie. Er ist dieser Buchcharakter, den man auch viele gelesene Bücher später nicht aus den Augen verliert und sich gern an ihn erinnert. Gleichzeitig besitzt das Buch eine Leichtigkeit, die im Sommer bei Sonnenschein in freien Stunden für mich überall spürbar ist.

Diesen Roman empfiehlt dir Jule („Jules Leseecke“).

© Jules Leseecke
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